BioValley - Stammtisch in Neuenburg am Rhein
Herausforderungen für die Pharmaindustrie bei der Entwicklung von neuen Medikamenten – Welche Rolle spielen die Biomarker? Neuenburg am Rhein entwickelt sich zu einem „Hot Spot“ der Biotechnologie, führte BioValley Deutschland Präsident Dr. Christoph Schächtele in seinen Begrüßungsworten zum 10. BioValley – Stammtisch, der am 18. Oktober stattfand, aus. Bürgermeister Joachim Schuster und Organisator Hans-Jürgen Schmidt freuten sich über die lobenden Worte und das große Interesse. Neben einem Fachpublikum waren wieder viele interessierte Laien dabei. Besonders begrüßt wurden die Schüler der Kursstufe des Kreisgymnasiums, die mit ihrer Lehrerin Andrea Wolf erschienen waren.
Die pharmazeutische Industrie steht seit spätestens dem Jahr 2000 vor ganz neuen Herausforderungen. Parallel zum Kostenbewusstsein der Krankenkassen stieg auch das Risikobewusstsein der Patienten, was zu einer größeren Vorsicht der Zulassungsbehörden bei neuen Medikamenten führte. Die gestiegenen Kosten für Forschung- und Entwicklung und die immer kürzer werdenden Phasen von Gewinnmitnahmen für innovative neue Produkte führt zu erheblichen Risiken bei der Entwicklung von neuen Medikamenten. Auf diesen Nenner brachte der erste Referent des Abends, Dr. Rainer Hillenbrand Director BMD iBES von Novartis Pharma, die derzeitigen Probleme seines Arbeitsumfeldes.
Seit Jahren versucht er mit seinem Team weltweit durch die Bestimmung von Biomarkern – Anzeiger für eine Krankheit, aber auch für Therapieerfolge - wertvolle Informationen für die Prognose und individuellen Therapien beispielsweise bei der Alzheimer’schen Erkrankung, Allergien und Asthma sowie der Arzneimittelsicherheit zu erarbeiten. Durch kleine Studien bei seltenen Krankheiten sollen Erfahrungswerte gefunden werden, die dann auch der Erforschung der „großen“ Krankheiten zu Gute kommen. Erste Erfolge konnten erzielt werden. Generell aber gibt es laut den Ausführungen des Referenten weitaus mehr offene Fragen als Antworten.
Der zweite Referent, Prof. Jan Kremers, Co-Founder und VP der Firma Rhenovia Pharma, näherte sich dem Thema Biomarker mit der Sicht auf das Auge. „Die Netzhaut ist ein genuiner Teil des Gehirns und kann einen Blick in das Gehirn liefern“, führte er aus. Mit unterschiedlichen Messmethoden wie zum Beispiel dem Electroencephalogram (EEG) oder dem Electroretinogram (ERG) konnten in seinem Labor Biomarker für Krankheiten wie Duchenne Muskeldystrophie und Optische Neuropathie gefunden werden. Er stellte eine Methode vor, die die Pharmaindustrie bei einer effizienten und kostengünstigen Suche nach neuen Medikamenten unterstützen kann: Die in silico Methode von Rhenovia Pharma. Durch komplexe Computersimulationen kann eine Vorauswahl von Medikamenten oder Medikamentenkombinationen getroffen werden, die der Pharmaindustrie Richtungen weisen kann, in welche eine nähere Untersuchung sinnvoll erscheint. So könnte die Auswahl an möglichen Substanzen, die bislang durch das „trial and error“ System durchgeführt wird, erheblich eingeschränkt und damit Kosten gespart werden. Auch für die richtige Auswahl von adäquaten Biomarkern kann die Methode angewandt werden.
Beide Referenten waren sich am Ende der Veranstaltung einig, dass Biomarker eine wichtige Rolle in der Entwicklung von Medikamenten spielen können, dass es aber noch ein weiter Weg ist, adäquate und einheitliche Biomarker zu definieren.
Beim anschließenden Apéro, zu dem die Stadt Neuenburg am Rhein geladen hatte, fanden rege Gespräche zum Thema statt. Auch im nächsten Jahr soll die Reihe der BioValley Stammtische fortgesetzt werden.
Da beigefügte Foto zeigt:
(v. links n. rechts)
Dr. Christoph Schächtele, Hans-Jürgen Schmidt, Dr. Serge Bischoff, Prof. Dr. Jan Kremers, Dr. Rainer Hillenbrand, Bürgermeister Joachim Schuster