Arbeitskreis Schulen und Wirtschaft wächst stetig

Der "Arbeitskreis Schulen und Wirtschaft" 2007 in Neuenburg ins Leben gerufen, wächst stetig. Bei der jüngsten, inzwischen zehnten Sitzung kamen im Kreisgymnasium mehr als 30 Teilnehmer aus Schulen, Betrieben, Verwaltung und Arbeitsagentur zusammen. Sehr gut vertreten waren die Neuenburger Betriebe, die sich von diesem Gremium offenbar einiges versprechen in puncto Optimierung der Rahmenbedingungen für die Besetzung ihrer Ausbildungsplätze.

Erstmals dabei waren auch zwei Mitarbeiter der Rhodia Chalampé. Bürgermeister Joachim Schuster betonte, wie wichtig die Schulen, vor allem die beruflichen, für einen Wirtschaftsstandort seien. Es gelte angesichts der politischen Tendenz zur Konzentration dieser Schulen aufzupassen, dass der Regio dadurch nicht wertvolle Schulangebote verloren gehen, sagte Schuster. Schulleiter Jürgen Kaltenbacher stellte zunächst die Angebote des Kreisgymnasiums mit seinen drei Schulprofilen Naturwissenschaften, Sprachen und Sport vor. Dass ein lebendiger Kontakt zwischen Schulen und Firmen wichtig ist, zeigte der Beitrag des stellvertretenden Schulleiters der beruflichen Schulen in Müllheim, Reinhold Berger. Ein ganz neues Angebot der beruflichen Schulen ab dem kommenden Schuljahr ist eine freiwillige Zusatzqualifikation bis zur Fachhochschulreife, die den Schulabgängern dann ein FH-Studium ermöglicht. Der Zusatzunterricht mit fünf Wochenstunden in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik erstreckt sich über drei Jahre. Ausgehend von den Erfahrungen früherer Jahre soll er nicht tageweise anschließend an den Blockunterricht stattfinden, sondern freitags nachmittags, wobei die Betriebe hierfür ihre Auszubildenden freistellen müssten. Berger bat die Vertreter der Betriebe um eine Einschätzung. Er stellte außerdem die Abschlussmöglichkeiten an den beruflichen Schulen vor, drei nach dem Hauptschulabschluss und drei nach der Mittleren Reife. Was Firmen tun können, um Schülerpraktika optimal vorzubereiten und zu begleiten, fasste Gabriela Bernauer von der Bernauer Consult GmbH in Freiburg zusammen. Die Palette reichte von einem vorab zu erstellenden inhaltlichen und organisatorischen Konzept über eine Betriebsführung und Kennenlern-Runden bis zur Einweisung der Praktikanten in Arbeitsschutz- und Hygienemaßnahmen. Bei einer durchdachten Gestaltung des Praktikums biete sich den Betrieben auch die Möglichkeit, potenzielle Nachwuchskräfte an den Betrieb zu binden, gab Bürgermeister Schuster nach Bernauers Beitrag zu bedenken. Die umfangreiche Leistungspalette der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Lörrach (DHBW) stellte Professor Rudi Grunau vor. Diese  Ausbildung hat eine ganze Reihe von Vorteilen, angefangen von dem sehr niedrigen Durchschnittsalter der Absolventen von 23 Jahren über die Mitwirkung der Partnerbetriebe an der Ausbildung und die geringe Abbrecherquote von fünf bis 15 Prozent bis zur Möglichkeit, akademische Grade wie Master und Bachelor zu erwerben. Zwei berufsintegrierende Master-Studiengänge und 16 Bachelor-Studiengänge sind derzeit in Lörrach möglich. Die enge Verzahnung von Firmen und Hochschule zeigt sich auch darin, dass die Partnerfirmen zwölf Vertreter im Hochschulrat haben. Durch die Verteilung der zwölf Standorte im Land gelinge es, das geistige Potenzial vor Ort zu binden, da 80 bis 90 Prozent der Absolventen nach dem Studium in der jeweiligen Region eine Beschäftigung finden, sagte Grunau. Er warb bei den Vertretern der anwesenden Betriebe um einen Beitritt als Partnerunternehmen der DHBW. Die erfolgreiche Reihe der Potenzialanalysen an den Schulen kann dank Sponsoren fortgesetzt werden, berichtete Gabriela Bernauer. So finden an der Mathias-von-Neuenburg-Realschule noch in diesem Monat Testtermine statt, an der Werkrealschule im April und am Gymnasium im Juni. Das Angebot auf freiwilliger Basis werde von 80 bis 85 Prozent der Schülerinnen und Schüler wahrgenommen, sagte Bernauer, die für die Testzentren in Südbaden zuständig ist. Auch der Berufsinformationstag für die Neuenburger Schüler findet eine große Resonanz, berichtete Schulsozialarbeiter Martin Doll. Die nächste Veranstaltung ist für den 13. Oktober im Schulzentrum geplant, die Vorbereitungen laufen bereits. Martina Schimkat von der Arbeitsagentur Müllheim berichtete über die aktuelle Lage am Arbeitsmarkt und von einem neuen Angebot einer ganzheitlichen Integrationsberatung für "komplexe Profillagen", für das eine eigene Mitarbeiterin neu eingestellt wurde sowie über neue Fördermöglichkeiten für Mittelstandsbetriebe mit weniger als 250 Mitarbeitern. Was sich am Wirtschaftsstandort Neuenburg seit der letzten Sitzung im vergangenen September getan hat, fasste Dieter Branghofer von der Stadtverwaltung zusammen. Er berichtete von zahlreichen städtebaulichen Projekten und einer "sehr guten Nachfrage" nach Gewerbegrundstücken. Der Arbeitskreis Schulen und Wirtschaft habe inzwischen über die regionalen Grenzen hinaus Beachtung gefunden. Er dürfe dessen Arbeit demnächst in Stuttgart vorstellen, sagte Bürgermeister Schuster am Ende der Veranstaltung.

Info
Duale Hochschule Baden-Württemberg Lörrach:
www.dhbw-loerrach.de
BeruflicheSchulen:
www.schule-bw.de/schularten/berufliche_schulen
Arbeitsagentur:
www.arbeitsagentur.de; Kontakt: muellheim@arbeitsagentur.de
Jobcenter, Kontakt:
jobcenter-breisgau-hochschwarzwald@jobcenter-ge.de; Telefon Geschäftsstelle Müllheim 07631/74799100