Historische Tagung: Neue Erkenntnisse zur Geschichte der Neuenburg Münsters
Neuenburg Auf großes Interesse stieß die dritte historische Tagung, die vom Historischen Seminar der Universität Freiburg in Zusammenarbeit mit der Zähringerstadt organisiert wurde. Zeitweise fast 100 Zuhörer, darunter namhafte Historiker und Professoren, folgten den neuesten Erkenntnissen zur Rolle der Klöster und Städte am Oberrhein. Überraschung für Neuenburg am Rhein: Neueste Forschungen lüfteten das Geheimnis um den Standort des Münsters.Nachdem die beiden ersten Tagungen in den Jahren 2002 und 2006 von großem Erfolg gekrönt waren, entschied sich die Abteilung Landesgeschichte des Seminars zusammen mit der Stadt Neuenburg am Rhein das Thema "Kloster und Stadt am südlichen Oberrhein im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit" vorzubereiten. Wie Tagungsleiter Professor Dr. Thomas Zotz am Ende der zweitägigen Tagung feststellen wird, gab es für die Wissenschaftler zahlreiche neue Erkenntnisse zu diesem Thema. Aber auch Neuenburg am Rhein wird von den Ergebnissen profitieren und einen weiteren Mosaikstein zur Identitätsfindung als historische Zähringerstadt erhalten. Den Wert dieser wissenschaftlichen Veranstaltung sah auch Bürgermeister Joachim Schuster, der sowohl der vorbereitenden Projektleiterin, Dr. Ursula Huggle, als auch den beiden Tagungsleitern, neben Zotz auch der Historiker Dr. Heinz Krieg, für die Entscheidung, wieder nach Neuenburg zu kommen, dankte. Gerade das diesjährige Thema hätte im mittelalterlichen Neuenburg am Rhein eine große Rolle gespielt, verwies Schuster auf die Zentren des religiösen Lebens als auch auf den unverzichtbaren Bestandteil für die Armen und für die Krankenfürsorge. Die Klöster bereicherten das Leben in der Stadt und beeinflussten die städtische Gesellschaft und Politik. Heute erinnerten nur noch Straßennamen an die Vergangenheit. Bis zum so genannten Holländischen Krieg habe es mehrere Klosterniederlassungen in der Stadt gegeben. Der Bürgermeister erinnerte an die Kapuziner, an die Beteiligung des Zisterzienserkloster Tennenbach, das 1175 an der Stadtgründung beteiligt gewesen sei. Ihnen gehörte der Grund, auf dem die Stadt von Berthold IV. gegründet worden sei. 1258 sei das Johanniterhaus erwähnt worden, eine bedeutende Klosteranlage stellte das Franziskanerkloster "erwähnt im Jahr 1292" dar. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts kamen die Kapuziner in die Stadt. Ferner gab es noch Niederlassungen des Zisterzienserklosters Günterstal, des Klosters Adelhausen, des Klosters Rheintal und des Benediktinerinnenklosters Gutnau.
Zur Bedeutung des Themas berichtete das Grußschreiben des Schirmherrn, Erzbischof Robert Zollitsch, der einen Blick auf die Stadtbilder vieler oberrheinischer Städte und Gemeinden warf, die Zeugnis davon ablegten, wie sich Stadt und Kloster damals gegenseitig gestärkt und beeinflusst hätten. Er erinnerte an die Rolle der Bettelorden im Spätmittelalter, deren große Kirchen bis heute das Gesicht vieler Städte prägten. Zollitsch wies dabei auch auf einen Umkehreffekt, also die Prägung der Kirchen und Klostergebäuden durch die Städte, hin. Da es nur wenige bauliche Zeugen von den Beziehungen, den wechselseitigen Einflüssen und dem Miteinander gibt, sei es umso wichtiger, die schriftlichen Quellen aufzuarbeiten und in einen fachlichen Diskurs um ihre Deutung zu treten.
Neben den vielen hochinteressanten Vorträgen und den anschließenden durchaus lebhaften Diskussionen trat für die Einheimischen der Vortrag von Denkmalpfleger und Historiker Dr. Bertram Jenisch, der neueste Forschungsergebnisse um das Neuenburger Münster vorstellte, in den Vordergrund. Mit Georadarmessungen sei es nun gelungen, den Standort des zerstärten Münsters zu ermitteln. Im Untergrund trotz großer Probleme wegen der Bodenverhältnisse deutlich geworden sei der Standort des Münsterchors. Sowohl die Größe als auch ein Vergleich mit einer Stadtansicht des Künstlers Matthias Merian aus dem 17. Jahrhundert ermäglichten die eindeutige Bestimmung. War der Standort im unmittelbaren Bereich der heutigen Nepomukstatue oberhalb des Kronenrains vermutet worden, so rückt der Standort etwas ab direkt an die Hangkante unter einem heutigen Privatgrundstück.
Mit Beifallsbekundungen ging die dritte Tagung des Historischen Seminars und seiner Abteilung Landesgeschichte der Freiburger Universität in Neuenburg am Rhein zu Ende.
Das Thema "Kloster und Stadt am südlichen Oberrhein im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit" sorgte bei dieser zweitägigen Veranstaltung bei den Wissenschaftlern und interessierten Zuhörern nicht nur für lebhafte Diskussionen, sondern auch, wie die beiden Tagungsleiter Professor Zotz und Dr. Heinz Krieg feststellten, für zahlreiche neue Erkenntnisse. Das wurde bei der Abschlussdiskussion, zu der Krieg die einzelnen Vortragsthemen noch einmal in komprimierter Fassung Revue passieren ließ, mit den unterschiedlichen Einschätzungen, Nachfragen und Schlussfolgerungen deutlich. Nach den beiden Tagungen in den Jahren 2002 und 2006 stand das Oberrheingebiet wieder im Mittelpunkt des wissenschaftlichen Interesses, fasste Krieg zusammen. Mit der Perspektive auf mehrere Städte und Metropolen wie Basel und Straßburg habe man sich dieses Mal einem breiten räumlichen Beobachtungsfeld gewidmet, unterstrich Krieg die Besonderheit dieser Tagung.
Der große Diskussionsbedarf nach den einzelnen Vorträgen habe gezeigt, dass dieses Thema bei den Wissenschaftlern ein großes Interesse fand, betonte Professor Zotz in seinem Schlusswort. Deutlich sei geworden, in welchen Abhängigkeiten und Beziehungen die Klöster, Stifte, der Klerus, die Städte und deren Bürger standen. Als Ergebnis fasste der Professor zusammen: "Es wurde deutlich, dass auf den unterschiedlichsten Ebenen eine Stadt die Klöster gebraucht und angezogen hat". Diese Abhängigkeit galt nach den nun veröffentlichten Untersuchungsergebnissen auch aus der Sicht der Klöster und Orden. Dass die neuen Erkenntnissen nicht nur "Nischenwissen" sein wird, unterstrich Professor Zotz. Die Untersuchungsergebnisse der an der Tagung teilnehmenden Spezialisten bereicherten nicht nur das Wissen der Kollegen, sondern auch das der Studenten und flössen in künftige Projekte und Vorlesungen ein. Ein weiterer Indikator für die Wertschätzung dieser Tagung machte Zotz an den öffentlichen Beteuerungen mancher Kollegen aus, die ihre Teilnahme bei einer weiteren Tagung in vermutlich vier Jahren bereits heute und mit viel Begeisterung ankündigten.
Die Vorträge werden in einer der nächsten Ausgaben des Geschichtsbandes des Geschichtsvereins Markgräflerland veröffentlicht.