Vier sind Eins
Stadtteil Steinenstadt
Steinenstadt ist seit 1975 ein Stadtteil von Neuenburg am Rhein. Im südlichsten und zugleich größten Stadtteil leben rund 1400 Einwohner in harmonischer Umgebung in Rheinnähe.
Steinenstadt verfügt über einen städtischen Kindergarten, eine Grundschule, ein Vereinshaus, eine Mehrzweckhalle, Ortsverwaltung, Jugendraum, Spielplätze und Sportanlagen, ein Thermalsportbad sowie über Nordic-Walking-Strecken. Urlauber können in der Pension Maierhof oder einem der beiden privaten Campingplätze übernachten. Das kürzlich erschlossene Neubaugebiet Malzacker Ost bietet die Möglichkeit neuen Wohnraum zu schaffen.
Einmal wöchentlich bieten ein Marktstand und ein Metzgerwagen Waren des täglichen Bedarfs an. Das Stadtbussystem gewährleistet eine sehr gute Anbindung an den Kernort und die Bahnhöfe Müllheim und Schliengen. Diverse Vereine bieten den Bürgerinnen und Bürgern jeden Alters eine aktive Freizeitgestaltung am Ort und zeichnen sich für zahlreiche kulturelle, musikalische und sportliche Veranstaltungen verantwortlich. Gerade der Erhalt des Brauchtums, die Aufarbeitung der Geschichte und die Dorfgestaltung sind den in jüngster Zeit neu gegründeten Vereinen wichtig.
Informationen zur Ortsgeschichte
In der Karolingerzeit, im Jahre 790, wird Steinenstadt „im Herzogtum Alemannien“ urkundlich das erste Mal erwähnt. Am 31. August schenkte Kaiser Karl der Große zu Kostheim dem Kloster St. Martin in Tours das Gut Steinenstadt im Herzogtum Alemannien (Stamaconstat in Brisgovia in ducatu Alamanniae).
Dem Kloster St. Martin in Tours, das im karolingischen Reich von großer Bedeutung war, ist das Gut Steinenstadt aus Staatsbesitz von dem Alemannen Fulridus geschenkt worden, obwohl es ihm nicht gehörte. Als der Abt des Klosters St. Martin in Tours erkannte, dass diese Schenkung an sein Kloster nicht rechtmäßig erfolgt war, wandte er sich an den Kaiser. Nun schenkte Karl der Große offiziell dem Kloster St. Martin in Tours das Gut in Steinenstadt. Karl der Große erweiterte die zuvor unrechtmäßige Schenkung sogar. Das Kloster erhielt vom Kaiser das Gut Steinenstadt in seinem ganzen Umfang: mit der Kirche, den Ländereien, Häusern und Gebäuden, den Leibeigenen, Weinbergen und Waldungen, mit allem was dazugehörte.
Bemerkenswert und für die Kirchengeschichte von Steinenstadt wichtig ist, dass bereits in der Schenkungsurkunde von 790 die Verbindung der Kirche von Steinenstadt mit einem Güterkomplex offensichtlich wird. Steinenstadt ist zugleich ein früher Beleg für eine Eigenkirche, an welcher der Landesherr weitgehende Rechte besaß.
993 wird Steinenstadt als Doppelort Rinken-Steinenstadt genannt. Es muss also einen Ort oder Ortsteil Rinken gegeben haben. Der Alemannengraf Birthilo, der in Sulzburg ein Frauenkloster gegründet hatte, schenkte diesem Kloster Güter in Rinko-Steinenstadt. Leider ist über das Dorf Rinken, das auch für die Stadt Neuenburg am Rhein besondere Bedeutung, hat nur sehr wenig bekannt.
1010 schenkte Graf Berthold das Kloster Sulzburg samt Zubehör, also auch den Ort Rinko-Steienstadt, an Bischof Adalbero von Basel. Seit dieser Zeit war Rinken-Steienstadt beschöflich-baslerisch und blieb es bis zum Jahre 1803. Nachdem 1064 Steinenstadt in den Besitz des Hochstifts Basel gekommen war, konnte dieses den Ort Steinenstadt nicht selbst verwalten, sondern gab ihn ab als Lehen an die Herren von Üsenberg, unter deren Vogtei er bis 1380 blieb.
1139 erhielten die Basler Bischöfe auch die Herrschaft über Schliegen und Mauchen. In einer päpstlichen Bulle von 1179 ist von „Steinunstat“ die Rede.
Östlich des heutigen Dorfes steht der Meierhof, ein großer Gutshof, welcher von erheblicher orts- und kirchengeschichtlicher Bedeutung für Steinenstadt ist.
1238 übergaben die Herren von Üsenberg den Fronhof mit den Leuten seiner Jurisdiktion und unmittelbarem Zubehör samt dem Kirchenpatronat der Kirche mit dem Patrozinium St. Martin an die Johanniter in Neuenburg. Gleichzeitig wird auf eine Pfarrkirche St. Barbara hingewiesen und 1275 nochmals eine Pfarrkirche mit dem Patrozinium St. Barbara genannt.
In der Folge gelang es dem Hochstift Basel wieder, die verpfändeten Orte in seinen Besitz zurückzubekommen und somit die hochstiftisch-basleriche Landvogtei über Steinenstadt wiederherzustellen.
1468 wird vom Basler Bischof als dem Ortsherrn von Steinenstadt gesprochen.
1517 war Veltin Kübler Vogt zu Steinenstadt. 1520 verkaufen die Herren von Reischach einen Hof sowie u. a. ihre Präsentationsrechte an der Pfarrei St. Martin an das Kloster St. Blasien. Von dieser Zeit an finden wir St. blasianische Mönche auf der St. Martinspfarrei in Steinenstadt.
Der Dreißigjährige Krieg, der Holländische Krieg und der Spanische Erbfolgekrieg setzten auch Steinenstadt sehr zu. Nach der Vernichtung der Stadt Neuenburg am Rhein, 1704, fanden viele Neuenburger in Steinenstadt eine Zuflucht, bis sie nach dem Frieden von Rastatt, 1714, zurückkehren konnten.
Politisch war Steinenstadt bis 1803 ein Bestandtteil der Hochstift-baslerischen Vorgtei Schliengen. Bis 1803 setzte diese im Namen des Bischofs von Basel einen Vogt in Steinenstadtd ein. 1803 kam Steinenstadt an Baden. 1806 fiel der Besitz des Johanniterordens an den Badischen Staat, welcher den Meierhof an die Universität Freiburg weiterverkaufte.
Eine schwere Heimsuchung für Steinenstadt bedeutete der Zweite Weltkrieg. Im Zweiten Weltkrieg wurden 40 Prozent der Häuser des Dorfes völlig zerstört.
April 1945: die Französische Armee besetzt den Ort. Damit war der Zweite Weltkrieg auch für Steinenstadt beendet.
Erwähnenswert ist, dass im Jahre 1952 beim Bohren nach Erdöl in Steinenstadt eine Mineralquelle gefunden wurde, die später in den Besitz der Gemeinde Badenweiler überging.
Bei der Verwaltungsreform sprachen sich die Bürger von Steinenstadt für einen Zusammenschluss mit der Stadt Neuenburg am Rhein aus . Die am 17. Mai 1974 unterzeichnete Partnerschaftsurkunde trat am 1. Januar 1975 in Kraft.
( Winfried Studer )