Bildungshaus Bonifacius Amerbach
treffen. lernen. lesen.
Im Bildungshaus befinden sich die Stadtbibliothek, die Volkshochschule mit ihrer Verwaltung und den beiden Kursräumen sowie verschiedene Veranstaltungsräume. Unter einem Dach steht der Bevölkerung hiermit ein Ort der Begegnung, des Lernens und der Informations- und Wissensvermittlung zur Verfügung. In unmittelbarer Nähe befindet sich auch das Museum für Stadtgeschichte mit seinen Ausstellungsräumen und dem historischen Stadtarchiv.
Seit Ende 2022 kann man im Dachgeschoss des Bildungshauses auch den Bund der Ehe schließen - das Standesamt der Stadt Neuenburg am Rhein vollzieht im hellen, freundlichen Bertholdsaal Trauungen.
Das Bildungshaus organisiert ein Kulturprogramm, das sich mit kleineren Veranstaltungen und Ausstellungen aus den Bereichen Literatur, Musik, Theater und Kunst an alle Generationen wendet.
Während den Öffnungszeiten der Stadtbibliothek und bei entsprechender Witterung findet ein offener Spiel- und Familientreff auf dem Konstantin-Schäfer-Platz vor dem Bildungshaus statt. Im Eingangsbereich der Bibliothek können Spielsachen ausgeliehen werden. Sonnenliegen werden ebenfalls bereitgestellt.
Unsere Ziele
Das Bildungshaus ist ein im Neuenburger Stadtleben fest verankerter, lebendiger Treffpunkt. Es kommen Menschen aus allen Generationen und Bildungsschichten zusammen, um an Kursen, Vorträgen, Spielgruppen und Atelierveranstaltungen teilzunehmen, Medien auszuleihen, andere Menschen zu treffen, über Bücher zu sprechen oder einfach in Ruhe eine Zeitschrift bei einem guten Kaffee zu lesen.
Das Bildungshaus versteht sich hierbei als sogenannter "Dritter Ort", also einem wichtigen Aufenthaltsort nach dem Zuhause und der Arbeit bzw. der Schule.
Die Stadtbibliothek mit ihrem aktuellen und vielfältigen Medienbestand in ansprechenden Räumlichkeiten und das interessante und abwechslungsreiche Programm der Volkshochschule tragen hierzu einen wichtigen Teil bei.
Beide Einrichtungen sind außerdem mit anderen Bildungsträgern vernetzt. Es bestehen Kooperationen mit Kitas und Schulen.
Das Bildungshaus ist ein offener Ort für alle. Engagierte Bürger können sich gerne mit eigenen Ideen einbringen.
Zur Geschichte des Hauses
Das Bildungshaus Bonifacius Amerbach liegt im Herzen des historischen Stadtkerns direkt am Stadtgraben und unweit eines der vier historisch verbrieften Stadttore Neuenburgs. Es wurde in den Jahren 1929/1930 nach den Plänen von Architekt Josef Nerbel aus Freiburg erbaut.
In den Kriegsjahren stark beschädigt, beherbergte es nach dem Wiederaufbau 1951 weiterhin die Volksschule, bis diese 2005, mittlerweile als Grundschule, in das neue Schulzentrum umsiedelte.
Zum Jahreswechsel 2005/2006 zog die Stadtbibliothek in das ehemalige Schulhaus ein.
In den Jahren 2010/2011 wurde das Gebäude von Grund auf mit Landesmitteln saniert. Die Volkshochschule bezog ab diesem Zeitpunkt ihre Räumlichkeiten im Gartengeschoss des Hauses.
Heute ist das Bildungshaus Bonifacius Amerbach eine wichtige öffentliche Einrichtung in der Neuenburger Innenstadt.
Der Namenspatron
Bonifacius Amerbach (geboren 1495 in Basel, gestorben 1562 in Basel).
Schweizer Jurist und Rechtsgelehrter; Humanist, Freund und Erbe des Erasmus von Rotterdam.
Bonifacius Amerbach, jüngster Sohn des nach Basel eingewanderten Druckers Johannes Amerbach, studierte Rechtswissenschaft in Freiburg im Breisgau und in Avignon. Er spielte im Rechtsleben der Stadt Basel und bei der Erneuerung der Universität eine hervorragende Rolle. Amerbach gilt als einer der bedeutendsten Humanisten aus dem Umfeld des Erasmus von Rotterdam. Neben seiner Lehrtätigkeit wirkte er als Anwalt des Basler Rates. Schon früh verband ihn mit Erasmus von Rotterdam eine enge Freundschaft. Er wurde dessen Universalerbe und Verwalter seines Nachlasses. Seine umfangreiche Kunstsammlung, seine Bibliothek und sein juristischer Nachlass bilden den Grundstock der von seinem Sohn Basilius angelegten Sammlung, des Amerbach-Kabinetts, das 1661 in den Besitz der Stadt Basel überging.
Bonifacius Amerbach heiratete 1527 die 22jährige Neuenburgerin Martha Fuchs, eine Tochter des Neuenburger Altbürgermeisters Leonhard Fuchs, „des fuxen doch der zu nüwaburck“, wie er in seinem Stundenbuch vermerkt, in dem er die wichtigsten biographischen Daten seiner selbst, seiner Frau und seiner Verwandtschaft festhält. Unter den Hochzeitsgästen im Hause Fuchs in Neuenburg am Rhein finden wir so berühmte Namen wie Erasmus von Rotterdam und Paracelsus.
1533 wird der Sohn Basilius, der spätere Rektor der Universität Basel, geboren. 1541/42 rafft die in Basel wütende Pest seine Ehefrau Martha und die jüngste Tochter Esther hinweg. Im Sommer 1546 ist in Neuenburg am Rhein Amerbachs Schwiegervater Leonhard Fuchs gestorben. Bonifacius Amerbach wurde Oberhaupt der ganzen Amerbach- und Neuenburger Fuchsfamilie.
In einer regen Korrespondenz zwischen dem Basler Hause Amerbach und Neuenburg am Rhein - über 300 Briefe sind in der zehnbändigen Amerbach-Korrespondenz überliefert, die von der Universität Basel herausgegeben wurde - sind eindrückliche Belege für die Verbindung der Basler Amerbachs und der humanistischen Kreise in Basel zu Neuenburg am Rhein, der Heimatstadt von Martha Fuchs.
(Winfried Studer, Neuenburger Stadtarchivar)
