Narrensuppe 2024
Viel Humor, Klamauk und geschliffene Wortbeiträge prägten die Neuenburger Narrensuppe im Gasthof Krone. Neu an der traditionellen Narrensuppe war der Auftritt des neuen Bürgermeisters Jens Fondy-Langela. Es war ein toller Auftakt am Schmutzige Dunnschdig in der Zähringerstadt.
Für Jens Fondy-Langela war es die Nagelprobe schlechthin: Selbst ein engagierter Fasnächtler – er gehört der Narrenclique der Heidschnuggen aus Zienken an – stand er nun erstmals als Stadtoberhaupt in der Bütt. Und das war schon eine spannende Geschichte, schließlich stand die Bütt auf einer Bühne und nicht weit darüber endete die Decke des Kronensaals. Dazwischen, und das beschäftigte so manche Wette im närrischen Publikum, sollten nun noch der 2,06 Meter große Bürgermeister samt Kochmütze passen. Gleich vorweg: Es passte am Ende, zwischen Mütze und Decke war noch gut eine Handbreite dazwischen.
Bürgermeister Fondy-Langela hat sich in der Bütt bestens geschlagen. Trotz einer anfänglichen Nervosität zeigte er sich mit seiner Rede von seiner humorvollen Seite. Als Küchenchef brauchte er nur wenige Zutaten, um für die ersten Lachsalven und Beifallsstürme im Kronensaal zu sorgen. „Ä guede Witz muess immer goh!“, witzelte er auf Alemannisch. Dabei bekannte er sich zum Spaß an der Fasnacht, die bei ihm spätestens beim Narrenumzug vor wenigen Tagen in „Neuenburg-Ost“ (Müllheim) so richtig geweckt wurde. Sein Küchenchef-Kostüm hatte er nach eigenen Worten seinem kreativen Rathaus-Vorzimmer-Team zu verdanken, nachdem das Zigeuner-Lager ihm nichts Passendes zur Verfügung stellen konnte. Er versprach aber, nicht den Kochlöffel selbst zu rühren, um die Narrensuppe zuzubereiten. Auch in der Kommunalpolitik brauche es nur wenige Zutaten. Ganz wichtige Gewürze für die erfolgreiche Gemeindepolitik sind, das machte Fondy-Langela mit witzigen Versen deutlich, „Miteinander reden“, „Gemeinsames schaffen“ und nicht „Gegeneinander arbeiten“.
Neben seinem Dank an die Kronen-Familie Waidele begrüßte der Bürgermeister zahlreiche Ehrengäste, darunter Bantzenheims Bürgermeister Roland Onimus und Neuenburgs ehemaliger Bürgermeister Joachim Schuster. Für Kronen-Wirt Stefan Waidele eine Gelegenheit, selbst kurz die Bühne zu erklimmen, das närrische Publikum zu begrüßen und dem neuen Bürgermeister mit einem Augenzwinkern in Aussicht zu stellen, bei ihm in der Krone eine Anstellung zu erhalten, sollte er als Koch die Suppe nicht allzu sehr zu versalzen. Das gefiel dem närrischen Publikum und quittierte diese nette Idee mit viel Beifall.
Gekonnt und mit viel Witz führte Sibylle Scheidt-Hollenweger durch das Programm. Als Reiseschiff-Mitarbeiterin war sie am Neuenburger Rheinufer zum Landgang gestrandet und übernahm, natürlich ganz spontan, die Moderation der Narrensuppe.
Oberzunftmeister Tobias Anlicker beleuchtete mit feinen Versen nicht nur das Weltgeschehen, sondern auch die kleinen kommunalen Begebenheiten, natürlich unter dem diesjährigen Fasnachtsmotto: „Ach wär die Welt wie d’Fasnacht am Rhii – friedlich un fröhlich, so sott’s doch sii!“ Er freue sich über einen neuen Bürgermeister, der selbst ein Fasnachtsnarr ist, er ärgerte sich über die „stechende Konkurrenz“ der Tigermücke und reimte: „Tigermücke duen uns plooge, an Fasnacht steche nur mir Schnooge!“.
Ein Höhepunkt war der „Nepomuk und die R(h)einheimische“ alias Beate Sänger und Beate Berger. Der Nepomuk ärgerte sich, dass er praktisch nichts von der Landesgartenschau mitbekommen habe, wurde er doch „ins Exil zu einem Bildhauer nach Auggen gebracht“. Die R(h)einheimische selbst war bei der Narrensuppe traurig, weil die Landesgartenschau mit ihrer Blümchenschau längst Vergangenheit ist. Schon seit Jahrzehnten einer der Höhepunkt der Narrensuppe ist der Auftritt der Gesangstruppe „Clownerie“ der Breisgauer Narrenzünfte aus Freiburg. Sie zogen die Ampel-Koalition als auch die Union-Opposition kräftig durch den Kakao.
Deutlich Stellung bezogen sie gegen die AfD und hatten auch einige närrische Ohrfeigen für die „Letzte Generation“ parat: „Der Aktivist, der hat nen Knall…“. Erst nach einer Zugabe entließ das Publikum die „Clownerie“ von der Bühne. Schrägen Humor in breitem Elsässisch präsentierten Pierre Zeidler und Christine Wolff. Ihre Erkenntnis am Ende ihres Auftritts: „Mir wäre froh, wenn wir in Strossbourg so einen lustigen Bürgermeister wie ihr in Neuenburg hätten.“
Dann servierte das Kronen-Personal, allen voran Stefan Waidele Junior als Obelix, die wohlschmeckende Nudelsuppe. Später gab es noch Badische Scherben. Am Rand des Events fiel noch die Krawatte des Bürgermeisters der Schere von Wuhrlochfrosch Daniela Saurer zum Opfer. Und Altstadtglunki Werner Kirsch stimmte das Glunki-Lied „Es isch Fasnacht…“ auf die Melodie des Klassikers „Halleluja“ von Leonard Cohen an. Und schon sang der ganze Kronensaal mit. mps